Was ist weiss und hat abgerundete Ecken? – Oder: Was hat die grösste Solarfachmesse in Europa 2024 gezeigt?
Der Juni bringt für die Solarbranche ein Highlight im Kalender: Den Besuch der Intersolar („the smarter E“), der führenden Fachmesse für Solarmodule, Speicher und E-Mobilität. Mit 30
00 Ausstellern (!) und über 100‘000 Besuchenden hat die Messe wieder bewiesen, ein zentraler Treffpunkt für Innovatoren, Hersteller und Fachleute der Branche zu sein.
Dieses Jahr waren die SRS und die oe.energy-Gruppe auf der Messe mit einem Stand vertreten. Über zahlreiche Kundengespräche hinaus haben wir uns auch auf der Messe umgeschaut.
Solarmodule: Innovation und Konkurrenzdruck
Hersteller von Solarmodulen stehen unter immensem Druck, ihre Entwicklungszyklen zu verkürzen und gleichzeitig innovative Lösungen anzubieten. Besonders auffällig war das verstärkte Angebot an Wechselrichtern und Speichern. Trotz der Konkurrenz, die insbesondere aus China kommt, zeigen die Hersteller beeindruckende Fortschritte in der Technologie. Angekündigte Modulwirkungsgrade für ca. Ende Jahr sind bei den besten um die 23.5% in der breiteren Masse und Spitzen bei bis zu 24.6% (beispielsweise Tongwei). Das ist ein beeindruckender Anstieg im Vergleich zu den Wirkungsgraden von 14% im Jahr 2011.
Zukunftsausblick:
Ein Hersteller prognostiziert für 2025 einen Zellwirkungsgrad (Achtung, nicht Modulwirkungsgrad, der ca. 2-3% tiefer liegt) von 27.3% und hofft, durch Perowskit-Tandemzellen im Jahr 2026 auf 34.6% zu kommen – das wäre ein sehr beachtlicher Fortschritt innert kürzester Zeit!
Preisentwicklung:
Grosse Überkapazitäten führten in den letzten Monaten zu einem regelrechten Preiszerfall. Eine untere Grenze scheint unterdessen erreicht worden zu sein. Mit den Wirkungsgrad-Erhöhungen wird man trotzdem noch mehr Watt bekommen fürs Geld (auch wenn der Modulstückpreis eher nicht mehr sehr schnell sinkt).
Modulherkunft:
Das ist v.a. auch ein politisches Thema, sichtbar und führend sind die chinesischen Modulhersteller. Aber es tut sich auch etwas in Europa. Beispielsweise 3sun, https://www.3sun.com/ in Italien baut die Produktion auf 3 GW in Sizilien aus bis 2025, AE solar (https://ae-solar.com/) oder auch Kalyon aus der Türkei (https://kalyonpv.com/en/) können europäische Module liefern.
Speichertechnologien: Vielfalt und Segmentierung
Die Speichersysteme waren ebenfalls ein zentrales Thema. Besonders im Commercial & Industrial (C&I) Segment gab es neu zahlreiche neue Angebote bzw. Ankündigungen.
Die vielen Angebote im Privatanwenderbereich waren bereits letztes Jahr sehr zahlreich. Auffallend war dieses Jahr, dass die Neuankündigungen sich alle sehr ähneln im Design: weisse, quaderförmige, stapelbare Elemente mit abgerundeten Ecken.
Technologisch werden die Li-Zellen so weiterentwickelt, damit sie auch in grossen Modulen schnellere Lade- und Entladezyklen erlauben, das heisst auch mehr Leistung. Der „C-Wert“ ist dafür die sehr wichtig Kennzahl und beschreibt das Verhältnis zwischen Lade/Entladeleistung und der Kapazität. 2C bedeutet beispielsweise, dass die Kapazität einer Batterie innert einer halben Stunde geladen werden kann. Weiter besteht ein Trend zu grösseren Zellen, um die Kostenreduktion weiter voranzutreiben.
Preisentwicklung:
Die Zellpreise der Li-Batterien aus China sind weiter gesunken, in den letzten 12 Monaten haben sie sich ungefähr halbiert!
Wechselrichter: Größer und vielseitiger
Die Wechselrichterindustrie erlebt ebenfalls einen Montagesysteme: Effizienz und Innovation.
Mit dem Absinken der Modulpreise sind die Montagesystem-Kosten teilweise bereits höher als die Modulkosten. Das wird auch einen Druck auf die Montagesystem-Anbieter mit sich bringen, die Kosten weiter zu senken. Insbesondere in Ländern mit höheren Arbeitskosten ist es wichtig, dass die Montage sehr rasch und wenn möglich werkzeuglos (z.B. nur durch Einrasten) durchgeführt werden kann. Erwähnenswert ist weiter die bereits seit mehreren Jahren feststellbare Konkurrenz der Materialien zwischen Aluminium und Stahl.
Fazit
Unser Besuch auf der Intersolar 2024 hat gezeigt, dass die Solar- und Speicherindustrie sich aktuell gerade in einem Hoch befindet und weiterhin von Kostendruck, Innovation und technologischen Fortschritten getrieben wird. Die Hersteller stehen vor der Herausforderung, nicht nur effizientere und kostengünstigere Produkte zu entwickeln, sondern auch den wachsenden Marktanforderungen gerecht zu werden. Die Zukunft sieht vielversprechend aus, weil sich dank regulatorischen Änderungen und sinkenden Komponenten-Preisen (Speicher und Module) neue Geschäftsmodelle ergeben. Erstaunlich ist, dass auch viel Richtung Standardisierung geht: Offenbar müssen Batteriespeicher für Heimanwendungen weiss und mit abgerundeten Kanten präsentiert werden.
Links und Quellen:
https://www.thesmartere.de/start
https://www.intersolar.de/start