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Steigerungen der Netzentgelte in der Mittelspannung
09. April 2024

Entwicklung der Netzentgelte in der Mittelspannung

Die jüngsten Erhebungen des Verbands der Energieabnehmer (VEA) lassen aufhorchen: Die Netzentgelte in der Mittelspannung sind, wie prognostiziert, angestiegen. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Zahlen, um die Hintergründe dieser Entwicklung zu verstehen und die Auswirkungen auf verschiedene Sektoren zu beleuchten.

Laut den Daten des VEA verzeichneten die Netzentgelte in der Mittelspannung einen Anstieg um durchschnittlich 27 %.

Ausgewertet wurden hier jeweils 15 verschiedene Abnahmefälle in der Mittelspannung, also jeweils Konstellationen mit unterschiedlicher Arbeit und Leistung und somit unterschiedlicher Benutzungsstunden. Typische Abnehmer mit den gezeigten Profilen wären etwa Industriebetriebe. Diese 15 Abnahmefälle wurden in ganz Deutschland, jeweils in den Gebieten der einzelnen Netzbetreiber, durchgerechnet.

Der höchster Anstieg, im Vergleich zu den Werten von 2023, erfolgte in Heftestedt um 255,7 %. Profitiert haben dagegen die Nutzer in Westerland, dort sind die Netzentgelte mit -19,8 % am stärksten gesunken. In der Gesamtbetrachtung wird schnell ersichtlich, das eine Verringerung der Netzentgelte aber die Ausnahme darstellt.

Auch in absoluten Zahlen zeigen sich enorme Unterschiede. In Voralberg zahlt man bloß 3,51 cent pro kWh, in Barmstedt dagegen 12,48 ct pro kWh. Es drängt sich die Frage auf, woran das liegt – eigentlich zahlt man doch an beiden Orten für die gefühlt “gleiche” Dienstleistung?
Nachfolgend wollen wir die Ursachen dieser enormen Unterschiede betrachten.

 

Gründe für die Unterschiede

Die starke Unterschiede in den Netzentgelten können auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, die sich je nach Region unterscheiden. Einer der entscheidenden Aspekte ist der Zeitpunkt des Netzausbaus und die damit verbundenen Investitionen. Regionen, die bereits in der Vergangenheit verstärkt in ihre Netzinfrastruktur investiert haben, können nun von verbesserten Effizienzen und niedrigeren Betriebskosten profitieren, was zu einem Rückgang der Netzentgelte führt.

Auf der anderen Seite gibt es in manchen Gebieten, insbesondere in strukturschwachen Regionen, einen Investitionsstau. Hier führt ein Mangel an Investitionen in die Netzinfrastruktur zu höheren Betriebskosten und somit zu einem Anstieg der Netzentgelte. Die Netzbetreiber rufen hier zudem höhere Gebühren ab, damit sie die die aktuell nötigen Investitionen finanzieren können. Die Unterschiede sind also nicht nur auf regulatorische Maßnahmen oder Effizienzsteigerungen zurückzuführen sein, sondern auch auf historische Entscheidungen und den aktuellen Zustand der Netzinfrastruktur.

So können etwa die historisch bedingten Unterschiede in der Infrastruktur und Wirtschaftskraft zwischen Ost- und Westregionen zu starken Disparitäten in den Netzentgelten führen.

Ein weiterer Grund für die Erhöhung der Netzentgelte ist die Erhöhung der Entgelte durch die Betreiber der Übertragungsnetze. Gemäß des Aufbaus des Netzsystems ist in den zu zahlenden Netzentgelten auch jeweils die Kosten für die darüber liegenden Ebenen enthalten. Der Endabnehmer, etwa am Niederspannungsnetz, zahlt auch für das Mittelspannungs- und Hochspannungsnetz. Somit müssen die Betreiber der Mittelspannungsnetze die Erhöhung der Übertragungsnetzbetreiber in ihren Kalkulationen nun einpreisen, und an ihre Abnehmer weitergeben.

Zusammenfassend zeigt die Analyse der Netzentgelte in der Mittelspannung, dass die starken Unterschiede in den Kosten verschiedene Ursachen haben können. Neben zeitlichen Unterschieden im Netzausbau und Investitionsstaus spielen auch regulatorische Maßnahmen sowie regionale Disparitäten eine entscheidende Rolle. Während einige Regionen von Rückgängen der Netzentgelte profitieren, sehen sich die meisten Regionen mit steigenden Kosten konfrontiert.

 

Wie kann man diesen Kostensteigerungen entgehen?

Zunächst gilt: Die Netzentgelte sind alternativlos, in jedem Standort ist man an den Netzbetreiber gebunden, und kann sich – ohne den Betrieb zu verlegen – nicht einfach einen günstigeren Anbieter suchen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass es Möglichkeiten gibt, die Abhängigkeit von Netzentgelten zu reduzieren. Durch den Einsatz von dezentralen Energieerzeugungssystemen wie Photovoltaik-Anlagen kann lokal Energie produziert und somit die Netznutzung minimiert werden.

Diese Unabhängigkeit führt nicht nur dazu, dass keine Netzentgelte anfallen, sondern ermöglicht auch Einsparungen bei Stromsteuern und anderen Umlagen.

Die dezentrale Energieerzeugung bietet somit nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch finanzielle Anreize. Indem Verbraucher auf erneuerbare Energien setzen, können sie nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch ihre Energiekosten kontrollieren und unabhängiger von regionalen Schwankungen in den Netzentgelten werden. In einer Zeit, in der die Energiewende eine zentrale Rolle spielt, eröffnen solche Lösungen nicht nur Chancen für individuelle Energieautarkie, sondern tragen auch dazu bei, das Stromnetz insgesamt zu entlasten und nachhaltige Energiepraktiken zu fördern.

 

Quelle: PV Magazine

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