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Strompreise in Deutschland
04. September 2025

Strompreise in Deutschland: Entwicklungen 2025 und der Blick nach vorn

Die Strompreise in Deutschland stehen weiterhin im Fokus von Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik. Nach den drastischen Anstiegen infolge der Energiekrise zeigen sich im Jahr 2025 differenzierte Entwicklungen: Entlastungen in einigen Bereichen, aber auch neue Herausforderungen durch regulatorische und strukturelle Rahmenbedingungen. Ein Überblick auf Basis der aktuellen BDEW- und vbw-Analysen.

Haushaltsstrompreise: Stabil auf hohem Niveau

Laut der BDEW-Strompreisanalyse (Juli 2025) liegt der durchschnittliche Strompreis für Haushalte bei 39,7 ct/kWh. Das entspricht einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr (2024: 42,29 ct/kWh), bleibt jedoch deutlich über dem Niveau vor der Energiekrise. Die Preisstruktur setzt sich wie folgt zusammen:

•𝗕𝗲𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝗳𝘂𝗻𝗴, 𝗩𝗲𝗿𝘁𝗿𝗶𝗲𝗯 𝘂𝗻𝗱 𝗠𝗮𝗿𝗴𝗲: 16,04 ct/kWh (40,4 %)

•𝗡𝗲𝘁𝘇𝗲𝗻𝘁𝗴𝗲𝗹𝘁𝗲: 10,95 ct/kWh (27,6 %)

•𝗦𝘁𝗲𝘂𝗲𝗿𝗻, 𝗔𝗯𝗴𝗮𝗯𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝗨𝗺𝗹𝗮𝗴𝗲𝗻: 12,71 ct/kWh (32 %)

Auffällig ist der gestiegene Anteil der staatlichen Preisbestandteile (+1,58 ct/kWh im Vergleich zu 2024), was die politische Diskussion über Stromsteuerentlastung und gezielte Fördermaßnahmen erneut anheizt. Die Preisstruktur zeigt, dass rund 40 % des Endpreises auf Beschaffung und Vertrieb entfallen.

Industriestrom: Entlastung für energieintensive Unternehmen?

Bei den Strompreisen für industrielle Letztverbraucher zeigt sich eine deutliche Spreizung:

•𝗞𝗹𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗯𝗶𝘀 𝗺𝗶𝘁𝘁𝗹𝗲𝗿𝗲 𝗨𝗻𝘁𝗲𝗿𝗻𝗲𝗵𝗺𝗲𝗻 (𝟭𝟲𝟬.𝟬𝟬𝟬–𝟮𝟬 𝗠𝗶𝗼. 𝗸𝗪𝗵): 18,31 ct/kWh (2024: 17,09 ct/kWh)

•𝗘𝗻𝗲𝗿𝗴𝗶𝗲𝗶𝗻𝘁𝗲𝗻𝘀𝗶𝘃𝗲 𝗜𝗻𝗱𝘂𝘀𝘁𝗿𝗶𝗲 𝗺𝗶𝘁 𝗯𝗲𝘀𝗼𝗻𝗱𝗲𝗿𝗲𝗻 𝗔𝘂𝘀𝗴𝗹𝗲𝗶𝗰𝗵𝘀𝗿𝗲𝗴𝗲𝗹𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻: Deutlich niedrigere reale Kosten durch Ausnahmen bei Netzentgelten, EEG-Umlage etc.

Die BDEW-Daten zeigen: Die Entlastung auf dem Großhandelsmarkt kommt nur teilweise bei kleineren Betrieben an, während Großabnehmer stärker von den gesunkenen Marktpreisen profitieren – nicht zuletzt durch regulatorische Entlastungsmaßnahmen.

Strom bleibt teuer – trotz Erneuerbarer Energie

Die vbw-Strompreisprognose 2024, erstellt von Prognos, skizziert die Entwicklung der Strompreise in Deutschland bis zum Jahr 2045. Drei Szenarien – „Trägheit“, „Referenz“ und „Zielerreichung“ – bilden unterschiedliche Entwicklungspfade ab, kommen jedoch zu vergleichbaren Grundtendenzen: Für das Jahr 2030 werden Großhandelsstrompreise (nur Energie!) zwischen 86 und 101 Euro pro Megawattstunde erwartet – mehr als doppelt so viel wie 2019, als der Preis bei 41 Euro pro Megawattstunde lag. Bis 2045 ist ein moderater Rückgang auf 73 bis 85 Euro pro Megawattstunde prognostiziert. Es darf nicht vergessen werden, dass dies die reinen Energiepreise ohne die zusätzlichen Netzentgelte sind!

Das dauerhaft hohe Preisniveau wird im Wesentlichen durch drei zentrale Faktoren bestimmt: hohe Gaspreise, steigende CO₂-Kosten im europäischen Emissionshandel sowie erhebliche Investitionen in die Erzeugungs- und Netzinfrastruktur.

Parallel zur Preisentwicklung zeigt die Prognose auch markante Veränderungen in der Struktur der Stromerzeugung. Erneuerbare Energien werden zur dominierenden Erzeugungstechnologie: Bereits im Jahr 2030 sollen sie rund 81 % der Nettostromerzeugung ausmachen. Der marktgetriebene Ausstieg aus der Kohleverstromung vollzieht sich bis 2035, wobei die Braunkohle bereits 2030 aus dem Markt gedrängt wird – vor allem aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke. Ab 2030 gewinnt zudem die Wasserstoffverstromung zunehmend an Bedeutung. Deren Kosten wirken sich laut Annahme der Studie jedoch nicht preistreibend auf den Strommarkt aus, da entsprechende staatliche Instrumente kompensierend eingreifen.

Trotz kurzfristiger Entlastungen bleibt die Strompreisentwicklung in Deutschland angespannt. Für Haushalte bedeutet das: Der Strompreis dürfte auch mittelfristig über dem gewohnten Niveau bleiben. Für Unternehmen – insbesondere den Mittelstand – ist der Kostendruck trotz Marktberuhigung nicht vorbei.

Entscheidend wird sein, wie die Politik auf nationaler und europäischer Ebene agiert: Ob Stromsteuern gesenkt, Netzentgelte fairer verteilt und neue Marktanreize geschaffen werden. Denn eines ist klar: Die Transformation des Energiesystems wird auch eine finanzielle Herausforderung bleiben – für alle Beteiligten.

Klar ist, je unabhängiger Sie sich vom Markt machen, desto weniger betroffen sind Sie von Launen des Marktes und der Politik!

Quellen:
https://www.vbw-bayern.de/Redaktion/Frei-zugaengliche-Medien/Abteilungen-GS/Wirtschaftspolitik/2024/Downloads/Strompreisprognose_2024_v4-(002).pdf 

https://www.bdew.de/media/documents/BDEW-Strompreisanalyse_05-2025.pdf 

https://www.bdew.de/media/documents/Fakten_und_Argumente_Stromkostenentwicklung_2030.pdf 

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